26.07.2007

"Jetzt" heisst: über die Hände hinaus

(Fragment. Anläßlich eines Vortrags in Tennental)
Sprache ist wie Wasser. Sprache wartet Jahrhunderte lang geduldig in tiefen Erdschichten, liegt Kilometer dick gefroren an den Polen unserer Kultur, springt von der Oberfläche auf, verdampft in der Wärme und steigt auf in Lieder, spiegelt das Licht, lässt das Dunkle durchschimmern, wendet sich in der Werbung leicht nach links und gleich danach leicht nach rechts, spritzt in Fontänen aufwärts, fällt als Regen nach unten, strömt in großen Erzählungen aus in den Ozean. Sprache bewahrt, wartet, erdrosselt, vernichtet, schleift, spiegelt, reinigt, befriedigt, befruchtet, befreit.
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Sprache ist zu Hause in allen Kategorien der Zeit: in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Im Hinleben zum Tode beleuchtet sie düstere Ängste in uns; hingegeben an die anhaltende Geburtlichkeit, macht sie Glaube, Hoffnung und Liebe bemerkbar. In ihrer Grammatik ist Sprache treu und fast unveränderbar, in ihrem Idiom behaltend und kreativ, in ihren Klängen zugleich urig und spielerisch; und in der Semantik umfängt sie die Spannweite zwischen alten Weisheiten und neuen Wahrnehmungen.
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Nimm das Wort „ jetzt“. Für uns bedeutet „jetzt“ so etwas wie: in diesem Moment, dieser Mittwochabend, neunzehn Minuten nach acht… Ich rede „jetzt“ und ihr hört „jetzt“ zu. In unserer modernen Vorstellung schiebt die Zeit „jetzt“ immer weiter: Erst ist „jetzt“ neunzehn Minuten nach acht und kurz darauf ist „jetzt“ zwanzig Minuten nach acht. Der Inhalt vom „jetzt“ besteht aus dem, was die Wirklichkeit um – inzwischen fast – einundzwanzig Minuten nach acht anzubieten hat. Das „jetzt“ von neunzehn Minuten nach acht ist inzwischen kein „jetzt“ mehr, sondern „Vergangenes“. Durch unsere Erinnerung aber können wir das „jetzt“ von neunzehn Minuten nach acht zum Inhalt vom „jetzt“ von einundzwanzig Minuten nach acht machen.
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Jetzt heisst "Nu", auf Deutsch noch in: "im Nu". Etymologisch ist das Wort „Nu“ verwand mit dem Wort „neu “ – im Lateinischen neo, im Englischen new, im Holländischen „nu“. Dieses Wort ist hiernach verwand mit dem Zählwort „neun“ – Latein novem, Englisch nine und Holländisch negen. Irgendwann müssen Menschen die Vorstellung gehabt haben, dass die Zahl neun eine Art von „Sprung“ bedeutete, eine „neue“ Reihe anfing, eine andere Wirklichkeit sich öffnete. Mit der Zahl acht hörte etwas auf und mit der Zahl neun fing etwas Neues an. Das Wort acht heißt im Lateinischen octo, im Englischen eight und bedeutete ursprünglich „die zwei mal vier Fingerspitzen“, womit die Finger der beiden Hände gemeint waren, die Daumen ausgeschlossen. „Acht“ bedeutete so etwas wie: die Überschreitung der Grenze vom Beendeten ins Unvollendete, ein Schritt in eine Wirklichkeit, die die Möglichkeiten des gewordenen Menschen überschreitet.
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Irgendwann müssen die Menschen die „Dinge“ – zum Beispiel die Hände – als Bilder der Wirklichkeit aufgefasst haben. Hände waren nicht nur nützliche physische Instrumente, sondern auch Bedeutungshorizonte, die wie Fenster verstanden wurden, wodurch das Leben „angeschaut“ wurde. Um klar zu machen was ich meine: das Wort „Tumult“ ist ursprünglich verwandt mit „Daumen“ – der kräftige Außenstehende, eben der Finger, der kein Teil der gewordenen zweiteiligen Achtheit ist und deswegen Unruhe verursacht. Das, was Unruhe im Leben verursacht, ist mit dem Bilde des Daumens zu verstehen. Und das, was „neu“ ist im Leben und in dem „jetzt“ erscheint, kann verstanden werden als eine Wirklichkeit, die die Möglichkeiten der beiden Hände übersteigt.
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Hinter dem Wörtchen „jetzt“ schlummert eben ein Bild, nämlich das der Hände. Hinter den Worten, die wir jeden Tag wieder benutzen, liegen Bilder gespeichert, worüber wir uns in der Regel nicht bewusst sind. Je tiefer wir mit dem Spaten der Etymologie graben, umso öfter stoßen wir auf Bilder. Und wie bei der Archäologie: nach sorgfältigem Säubern mit einem Pinsel, bleiben wunderschöne und dichterische Bedeutungen übrig, von denen wir nicht wissen, was damit zu tun ist. Das Wort „Ding“ zum Beispiel bedeutete irgendwann „Zusammenziehung“: etwas war weit und peripher und luftig, zog sich nachträglich zusammen und wurde ein „Ding“. (Auch eine Zusammenkunft von Menschen wurde ein „Ding“ genannt.) Und ein „gebeurtenis“ – noch immer leicht zu sehen – ist etwas, was „geboren“ wird. Das heißt: sichtbar erscheint (verwand mit “eine Gebärde“ machen).
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Bedeutend für diese ursprünglichen (Ur-Sprung) Bilder ist, dass sie einen Prozess ausdrücken: die Bedeutungen sind nicht statisch und einseitig ausgeschnitten, wie Klötze in einer Klotzschachtel; sie lassen sich am Besten mit dem Wort „Mythos“ beschreiben. In jedem Mythos, groß oder klein, werden Herkunft und Zukunft aufeinander bezogen, wobei der Mythos selber als aktuelle Erzählung das „jetzt“ ist. Die Erzählzeit und die erzählte Zeit fallen zusammen in das „jetzt“, das dadurch zu Betroffenheit führt, oder mit Aristoteles: zu Katharsis.
(Mit dank an Birgitt Kähler und Michael Dackweiler)

23.07.2007

Frau mit hohen schwarzen Hut in den Anden

Der Bus stoppt bei einem Gehöft, dessen Name ich nicht mehr weiß. Ich steige aus, fest entschlossen, einen Kaffee zu trinken, wo auch immer, wie auch immer. Ich schaue mich um, auf der Suche nach etwas, das einer Bar ähnlich sieht. Die breite Straße, die eigentlich kaum eine Straße ist, sondern ein Streifen freigehaltenen Landes mit Häusern daneben, ist völlig leer. Kein Mensch ist zu sehen. Das einzige deutliche Zeichen, das ich sehe, ist ein Schild mit dem Wort »téléfonica«. Ich laufe 50 Meter weiter bis zur nächsten Straßenecke und sehe, dass von diesem Punkt aus ein schmaler Pfad auf die Hochebene hinaufführt. Links und rechts des Pfades ziehen sich niedrige Mäuerchen hin, die etwas einschließen, das ich, ohne nachzudenken, als »Gärtchen« bezeichne. Doch in diesen Gärtchen ist nichts zu finden, kein Gemüse, keine Obstbäume, nichts.
Während ich mich vergeblich frage, was das eigentlich ist, was ich da sehe, kommt gemächlich eine alte Frau mit einem hohen schwarzen Hut auf mich zu. Die Art, wie sie läuft, trifft mich. Ich bemerke, dass unwillkürlich das Wort »langsam« in mir aufsteigt, doch eigentlich sollte ich lieber sagen »nicht schnell«, oder noch besser: mit einer Geschwindigkeit, die »richtig« ist. Sie wird, indem sie läuft, nicht von etwas angetrieben, das hinter oder vor ihr liegt, sondern von etwas, das mit dem zusammenfällt, was sie in diesem Moment ist, nämlich eine in sich selbst versunkene Frau. Sie läuft so, wie ein Baum steht. Ihr Hut erinnert aus der Ferne einen Augenblick lang an die Hüte auf manchen Gemälden Rembrandts und macht sie für einen kurzen Moment zu einer Regentin, die sie gar nicht ist, denn sie ist eine Bäuerin.
Erst als sie sich mir bis auf einige Meter genähert hat, blickt sie auf – ich sehe ihre großen braunen Augen – und lässt erkennen, dass ich für sie existiere. Sie nickt. Und ich nicke. Ihr Nicken und meines bilden zusammen ebenfalls ein Nicken, welches die weite Hochebene um uns wie eine Sperrholzplatte zum Brechen bringt. Die Mäuerchen mit den Gärten und die Ebene dahinter sind verschwunden und haben Platz gemacht für die Frau und mich. Ich habe das eigenartige Gefühl, dass ich in ein Geschehen hineingezogen werde, das mir ausgesprochen ungewöhnlich erscheint, ohne dass ich verstehe warum. Denn um was sonst sollte es sich handeln als um zwei Menschen, die einander auf einem Pfad begegnen?
Ich frage sie, ob es hier irgendwo einen Kaffee gibt. Sie schaut mich an und lacht. Und ich denke, dass sie denkt: Aha, ein Gringo auf der Suche nach Kaffee! Sie schüttelt den Kopf und macht eine weit ausladende Geste, die nach meinem Gefühl auf das 50 Kilometer entfernt gelegene Cuzco deutet. Als ich mit gespieltem Unglauben reagiere, deutet sie nach unten, auf das Haus an der Straßenecke, vor dem ich gerade stand. Die offene Tür dieses Hauses ist gerade noch erkennbar. »Ven conmigo«, sagt sie, »komm mit …« In ihrem bedächtigen Tempo gehen wir die Straße hinab, ein verwirrter Gringo, der auf einmal keine Eile mehr hat und überhaupt nicht mehr an Kaffee denkt, und eine alte Frau mit einem hohen Hut.
50 Meter vor der Straßenecke bleibt sie kurz stehen und geht in ein Gärtchen, in dem plötzlich Hühner scharren. Hühner? Ich dachte doch wirklich, dass ich in jeden Garten geschaut hatte, doch Hühner hatte ich nirgends gesehen und auch das Gackern nicht gehört, das jetzt hell und deutlich meine Ohren erreicht. Die Frau schlurft zwischen den Hühnern umher und zählt: uno, dos, tres, cuatro … Während sie so zählt, sehe ich, dass das Rückenteil ihrer Jacke ein paar sorgfältig gestopfte Löcher aufweist. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas sehe, was ich nicht sehen soll, und wende meinen Blick ab. Ein tiefes Gefühl der Scham überfällt mich: Ich hätte die Jacke schon zehnmal weggeworfen … Und später werde ich in mein Notizbuch schreiben: »Das Rückenteil der Jacke der Frau zeigt ein ganzes Leben, das sorgfältig von ihrer Willenskraft zusammengehalten wird.«
Sie dreht sich um, macht wiederum eine ausladende Geste – als ob da mindestens hunderttausend Hühner wären – und sagt: »Todos los pollos están aquí«, alle Hühner sind da. Ich werfe einen flüchtigen Blick auf die Tiere und schätze, dass es sich um nicht mehr als zehn Hühner handelt. Als ich sie frage, ob es ihre Hühner sind, sagt sie: »Nein, sie gehören meiner Familie. Die meisten meiner Kinder und Enkelkinder wohnen in Lima.«
Das Haus an der Ecke erweist sich tatsächlich als die örtliche Bar, nach der ich gesucht habe. Von außen ist davon allerdings nichts zu erkennen, jedenfalls nicht für mich. Erst als ich die Schwelle überschreite, sehe ich dort Tische und Stühle. Die Frau steht noch in der Türöffnung, als sie sagt: »Kein Kaffee, vielleicht aber Nescafé.« Und dann, in feierlichem Ton, wie zum Abschied: »Ich hoffe, dass unser Land Ihnen gefällt.« Als ich sie in meiner Verwirrung zu einem Nescafé einlade, schüttelt sie entschieden den Kopf und verschwindet.
Während ich sie fragte, wusste ich bereits, dass diese Einladung unpassend war. Für sie keinen Kaffee, und außerdem: War nicht das Wichtigste bereits ohne Worte gesagt worden?

17.07.2007

Stadt Köln genehmigt Amares in Stadtwald

Köln, den 17.en Juli 2007. Auf einen ehemaligen Betriebshof der Stadt Köln im Stadtwald wird in September ein pädagogisches Projekt starten. Das Projekt beinhaltet einen Naturkindergarten für Kinder ab zwei Jahre, Fortbildungen für Erzieherinnen sowie Kunst- und Naturwerkstätte für Kinder bis in Schulalter. Die Gründerinnen von Amares haben diese Woche die Genehmigung vom Kölner Bauaufsichtsamt bekommen. Das Projekt wird durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Universität Köln.

Hinter Amares stehen zwei Frauen: Pina Gliozzo (Diplom-Pädagogin) und Vanda Perez Bessone (Diplom Biologin, Erzieherin im Annerkennungsjahr). Sie sind bewegt von dem Gedanken, dass Kinder von sich aus die Welt entdecken wollen und mehr Fähigkeiten haben, als viele Erwachsene denken. Das pädagogische Anliegen von Amares fassen sie in drei Sätze zusammen: „Wir wollen für Kindern Räume schaffen, die reich an Bewegungs- und Lernmöglichkeiten sind. Wir möchten Kinder Zeit geben, sich von den Dingen, von anderen Kindern und Situationen berühren und herausforden zu lassen. Und vor allem möchten wir dabei sein, um diese Lernprozesse intensiv zu begleiten.“

Mit dem Projekt im Stadtwald bezieht Amares Stellung in die Debatte über die frühkindliche Bildung. Vanda Perez Bessone: „Kinder brauchen nicht nur Wissen, sondern auch Menschen die mit Freude und Neugierde Anwesend sind. Beziehung ist für uns das wichtigste.“ Amares findet seine pädagogische Inspiration in verschiedenen theoretischen Konzepten. Neben Elementen der Pädagogik Maria Montessoris, Rudolf Steiners und der Reggio Pädagogik aus Italien, finden in Amares die Arbeit von Gerd Schäfer, Professor für frühkindliche Bildung an der Universität Köln und Ursula Stenger, Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf, eine besondere Würdigung.

Der Naturkindergarten soll im Herbst Ihre Türen für Kinder ab 2 Jahre öffnen. Die Gründerinnen: „Der ehemalige Betriebshof im Stadtwald ist sehr geeignet für einen Naturkindergarten. Besser kann man es nicht haben.Wir können sowohl von der Waldstimmung als auch von den Vorteilen eines kultivierten Gartens profitieren.“ Die Natur und Kunst-Werkstätten werden durch Vanda Perez Bessone und Pina Gliozzo geleitet. Pina Gliozzo: „In die Werkstätten werden wir nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern einladen ihre Fragen zu stellen und sich damit auseinanderzusetzen. Wir glauben, dass dadurch spontan Situationen entstehen können, die sinnvolle pädagogische Beratung ermöglichen“.

Handwerkern, Künstlern und Musikern werden Amares bei der Entstehung verschiedener Projekte fachlich zur Seite stehen. Die Gründerinnen: „Auch Eltern, Großeltern und allen Bürgern der Stadt Köln können mitmachen. Wir wollen die Stadt in Amares und Amares in die Stadt bringen, weil Erziehung nicht nur eine Sache von Pädagogen ist, sondern das Leben einer ganzen Gemeinschaft betrifft.“

Der ehemalige Betriebshof, direkt beim Tierpark im Stadtwald, soll saniert werden. Die nächste Monaten wird diese Arbeit angegangen. In August wird es auf dem Gelände einen internationalen Workcamp geben, wo Leute aus der ganzen Welt nach Köln kommen, um bei der Renovierung zu helfen. Die drei Gründerinnen von Amares gehen davon aus, dass erst in drei Jahren das ganze Gelände und alle Gebäude fertig gestellt werden können. „Trotzdem können wir schon in September mit einem Naturkindergarten und den Werkstätte anfangen“.

Für weitere Informationen steht zur Verfügung:
Amares.
Vanda Perez Bessone,
Dasselstrasse 33,
50674 Köln
0221/3207124
01632872266
info@amares-koeln.de
http://www.amares-koeln.de/

14.07.2007

Über Armut als Schicksal

Dieses Buch handelt von dem, was als »Massenarmut« bezeichnet wird. Und weil ich diese in den Elendsvierteln Limas kennengelernt habe, handelt es auch von Peru. Der Inhalt beruht auf einer Reihe von Arbeitsbesuchen in San Juan de Miraflores, einem Bezirk von Lima, wo große Armut herrscht. Die Besuche fanden auf Einladung von Aynimundo statt, einer kleinen Organisation, die sich mit »Entwicklungshilfe« in Lima befasst. Ich danke den Mitarbeitern von Aynimundo für die Einladungen und für die Unterstützung, die sie mir zukommen ließen.
In diesem Buch werden Fragen behandelt, auf die ich in Lima gestoßen bin. Die Antworten, die ich fand, stammen hauptsächlich aus den Elendsvierteln selbst. Die Tatsachen des Alltags, die mit der Armut zusammenhängen, sprechen, so meine ich, eine eigene und überzeugende Sprache. Außerdem habe ich mich mit der akademischen Literatur über Armut auseinandergesetzt. Insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften und der Anthropologie habe ich überraschende Gesichtspunkte gefunden.
Armut ist ein konfrontierendes Thema. Man kann mit ihr nicht in Berührung kommen, ohne dadurch verändert zu werden. In diesem Buch versuche ich die konfrontierende Wirklichkeit der Armut erlebbar und verständlich zu machen. Ich hoffe dazu beizutragen, dass die Armut als ein Schicksal anerkannt wird, das alle Menschen angeht, nicht etwa, weil alle Menschen schuld daran seien – denn das ist ein Klischee –, sondern weil jedes Individuum dazu beitragen kann, dass sich etwas daran ändert.
Dieses Buch handelt schließlich auch von der Not Europas. Denn, man mag die Sache drehen und wenden, wie man will, die Armut lässt sich nicht losgelöst denken von dem »Sonderweg« des Kontinents, der einst die großen Entdeckungsreisenden hervorgebracht hat.

08.07.2007

De stem van Gronbach (Niederländisch)

Stemmen klinken nooit overal en steeds, maar altijd ergens en voor een bepaalde tijd. Zij zijn niet uitwisselbaar. De stem van een Amerikaanse blueszanger uit de jaren dertig van de vorige eeuw (laten we zeggen: Blind Willie Mctell) klinkt anders dan die van een liedjeszanger uit het huidige Ruhrgebied (laten we zeggen: Herbert Grönemeyer). Beide zangers wijden zich aan de muziek, beide zangers celebreren timbre, ritme en melodie, beide zangers zingen over liefde, sociale nood en alledaagse lotgevallen - maar de stem van de eerste kan niet worden verwisseld met die van de tweede.

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Stemmen die boven ruimte en tijd proberen uit te stijgen en dus uitwisselbaar willen zijn, klinken niet. Zij zwijgen. Zij zijn onhoorbaar, onverstaanbaar, onbegrijpelijk. Van sommige stemmen wordt wel gezegd, dat zij boven ruimte en tijd uitstijgen, zoals de stem die zegt: “Ik ben die ik ben”. Of de stem die zegt: “Ik ben de weg, de waarheid en het leven”. Of de stem die zegt: “In den beginne was het woord en het woord was bij God en het woord was God”. Maar zelfs deze stemmen, die spreken van een werkelijkheid die boven ruimte en tijd uitgaat, klinken in het hier (of daar) en nu (of toen) van ruimte en tijd, hetgeen betekent dat zij historisch zijn.

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Ik spreek hier van historiciteit niet als afgedane zaak, maar als actualiteit, dat wil zeggen van de betekenis in het bloeiende heden van verleden, heden en toekomst. Ik spreek dus van een heden, dat verleden, heden en toekomst omvat. In dit bloeiende heden klinken de stemmen van toen en nu, menselijke stemmen die iets uitspreken, iets hoorbaar maken, iets meedelen en delen. Wat klinkt in de stem van Blind Willie Mctell dat in de stem van Herbert Grönemeyer niet te horen valt?

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De stem van Mctell is gebroken, begrensd, bloedend, tastend en treffend - gebroken, omdat hij zwart was; begrensd, omdat hij gewend was in keukens te zingen; bloedend, omdat de zwarten in de zuidelijke staten van de USA geknecht werden; tastend, omdat hij altijd maar weer moest vechten tegen het verinnerlijkte verbod: gij zult zwijgen; treffend, misschien omdat hij blind was, net als Homerus? Willy Mctell bewoog zich in een geschiedenis, een lotgeval, een discours, een specifiek veld van “betekenissen”, hetgeen zich uitdrukte in timbre, dictie en ritme van zijn stem. Bob Dylan zegt over Mctell: “Nobody can sing the blues like Blind Willy Mctell.”

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En Herbert Grönemeyer? In mijn oren klinkt zijn stem zelfbewust, warm innerlijk of hard uiterlijk, terechtwijzend, “architectonisch”. Zijn stem is die van de “Duitser” die aanhoudend en vastbesloten “nooit meer holocaust” zegt en er bovendien een idee van heeft hoe hij als zanger eraan kan bijdragen dat dit “nooit weer” kan worden bewerkstelligd, namelijk door duidelijk te zijn, grenzen te stellen, aan te klagen als het moet, op de passende momenten innerlijk beroerd en zelfs gewond te zijn.

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De oorzaak van het feit dat stemmen onverwisselbaar zijn, is allesbehalve triviaal. Met onderscheiden “meningen” heeft het bijvoorbeeld maar heel weinig te maken. Het is onzin te beweren dat de onvervreemdbare stem van een persoon wordt bepaald door diens levensbeschouwelijke opvattingen. Maar ook met psychologie heeft het maar weinig van doen. Het zijn niet onze trauma´s, neurosen en andere zielse eigenschappen die onze stem bestemmen. Met menselijke stemmen is meer aan de hand. Om een begrip van Martin Heidegger te gebruiken: de onvervreemdbare stem van iedere persoon is een “Ereignis”, of zoals we tegenwoordig misschien eerder zeggen, een “event”.

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Een Ereignis in de zin van Heidegger is niet herleidbaar tot het reeds bekende. Alles wat herleidbaar is tot het ons reeds bekende, hoort tot wat Heidegger “das Seiende” noemde. Als ik de espresso die ik op dit moment drink als een herhaling van de espresso beschouw die ik gisteren heb gedronken, wijs is hem (de actuele espresso) terug in het rijk van “das Seiende”; ervaar ik mijn actuele espresso daarentegen als een eenmalig event dat de actuele historiciteit van het nu uitmaakt, stap ik in het rijk van “das Sein”, door Heidegger ook wel de wereld van de Eigentlichkeit genoemd.

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Het is vermoedelijk Emanuel Kant geweest die als eerste in de Nieuwe Tijd het “event-karakter” van menselijke uitingen (de “stemmen”) heeft doorzien. Het is echter vervolgens de Franse filosoof Michel Foucault geweest, die met terugwerkende kracht in de jaren tachtig van de vorige eeuw heeft doorzien dat Kant het twee eeuwen daar voor had doorzien. Kortom, Foucault ondekt de ontdekking van Kant. In twee artikelen uit 1984 met beiden dezelfde titel, Was ist Aufklärung?, wijst Foucault op een tekst van Kant uit 1784, die eveneens de titel Was ist Aufklärung? draagt. In deze tekst, aldus Foucault, stelt Kant als eerste in de geschiedenis van de mensheid een vraag die ons tot op de dag van vandaag bezighoudt, namelijk die naar de herkomst van inhoud en betekenis van menselijke “stemmen” op dit of dat moment, hier of daar.

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Ik citeer Foucault: “Wenn man wirklich bereit ist, die Philosophie als eine Form diskursiver Praxis zu betrachten, die ihre eigene Geschichte hat, dann lässt sich, wie mir scheint, mit diesem Text über die Aufklärung (ook in de originele Franse text gebruikt Foucault het Duits woord. JvdM) erkennen, wie die Philosophie – und ich denke, ich übertreibe nicht zu sehr, wenn ich behaupte, es sei das erste Mal – ihre eigene diskursive Aktualität problematisiert: eine Aktualität, die sie als Ereignis befragt, als ein Ereignis, dessen Sinn, Wert und philosophische Einzigartigkeit sie auszusagen, und worin sie zugleich ihre eigene Daseinsberechtigung und die Grundlage für das, was sie sagt, zu finden hat“[i].

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Terzijde: dat Kant en Foucault het hier over filosofen hebben en niet over zangers, is op dit punt niet van belang. Het begrip van de “diskursiver Praxis” van Foucault kan worden uitgebreid over het gehele domein van het culturele leven: alle stemmen vallen eronder, die van filosofen, wetenschappers, muzikanten, kunstenaars, ja zelfs journalisten. En bovendien geldt dat het niet alleen gaat om wat mensen zeggen, maar vooral ook om wat zij doen. Ook in het handelingsleven drukt zich een diskursiver Praxis uit, zodat nog genoemd moeten worden: ondernemers, politieke activisten, boeren, Penners (die namelijk besloten hebben niets te doen), vluchtelingen en ruimtevaarders.

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Menselijke uitingen zijn niet te begrijpen als de uitkomst van menselijke overwegingen, dat wil zeggen, niet uitsluitend herleidbaar tot het ons reeds bekende, want reeds gedachte. In menselijke uitingen werkt wat Foucault in samenhang met de beschouwing van Kant een “immanenten Teleologie” noemt. In wat mensen proberen te zeggen en te doen drukken zich een richting en een doel uit, die echter pas kunnen worden gezien en begrepen nadat het laatste woord is gesproken - vaak zelfs geruime tijd later. Of om het met de Engelse antroposoof Owen Barfield te zeggen :”Words are not bottles”. Woorden zijn eerder te begrijpen als vlaggen, die sierlijk heen en weer bewegen in een aangename lentebries of heftig wapperen als er veel wind is. Vlaggen vertellen bijna alles over de actuele wind, maar maken hem niet zichtbaar, laat staan manipuleerbaar.

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Wat spreekt in de menselijke stem? Foucault zou zeggen dat de menselijke stem een uitdrukking is van het discours waar de spreker zich onbewust in bevindt. In zijn visie is spreken een poging opheldering (Aufklärung) te verkrijgen over de knooppunten waarin wij kennelijk verwikkeld zijn. Het zijn de gevoelde maar niet begrepen knooppunten die onze woorden en daden een richting en een doel geven. In dit opzicht is de teleologie volgens Foucault immanent: hij is in en vanuit de knooppunten werkzaam. Je hoeft dus niet naar een hoger of dieper niveau van de werkelijkheid te zoeken om het doel van ons handelen te vinden.

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Maar Foucault ontkomt er niet aan toch subtiel van “dieper” te spreken, hetgeen ondermeer blijkt uit het gebruik van het woord “onbewust”. In zekere zin valt het hele werk van Foucault te begrijpen als een worsteling met het begrip “transcederen”, dat wil zeggen, de grond van de spontaan gekende werkelijkheid zoeken in iets dat boven of achter de spontaan gekende werkelijkheid ligt. Aan de ene kant was hem duidelijk dat het menselijk handelen niet vanuit het bekende te begrijpen valt, laat staan verklaarbaar is, aan de andere kant wilde hij hoe dan ook vermijden in spiritueel vaarwater te geraken. Iets als een “hoger” of “dieper” bewustzijn mocht in het discours van Foucault niet bestaan. Je kunt deze bewering echter voor hetzelfde geld ook omdraaien: Foucault zocht zo hardnekkig en liefdevol naar het transcedente, dat hij alle argumenten ertegen streng onder ogen wenste te zien.

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Juist in de context van het postmoderne discours (Foucault wordt wel beschouwd als een van de vaders van het postmodernisme; hijzelf was met deze uitdrukking niet zo gelukkig) wordt de betekenis van de antroposoof Rudolf Steiner duidelijk. Ook in zijn visie worden inhoud, betekenis en werking van de menselijke stem bepaald door de “knooppunten” waarin de betreffende zich bevindt. De stem van Steiner noemt dit “karma”. Aan iedere levensloop liggen, aldus Steiner, onbewuste vraagstellingen ten grondslag, die niet alleen de inhoud en de vorm, maar ook de reden en het doel ervan uitmaken, de causa finalis. Een ideale levensloop bestaat volgens Steiner uit een leven waarin de knooppunten zoveel als mogelijk worden ontward, en waar uit de handeling van de ontwarring iets nieuws ontstaat.

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Wat Michel Foucault diskursiver Praxis noemt, heet bij Rudolf Steiner “karmische achtergrond”. Net als bij de diskursiver Praxix van Foucault is bij de idee van karma bij Steiner altijd maar weer één ding moeilijk te aanvaarden, namelijk dat er verschillende discoursen en karmische achtergronden zijn. Steeds weer poogde Steiner duidelijk te maken dat de karmische achtergronden buitengewoon veelkleurig, veelzijdig, tegensprakig, verwarrend, eenvoudig en wispelturig zijn. Ieder mens, iedere periode, iedere cultuur, iedere stad, iedere voetbalclub, iedere wetenschappelijke of politieke of religieuse stroming brengt zijn of haar karmische discours mee.

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In het boek dat u – de lezer – op dit moment in handen heeft, klinkt de stem van Sebastian Gronbach. Ik schrijf dit voorwoord omdat Sebastian mij erom heeft gevraagd en omdat ik u opmerkzaam wil maken op diens stem. Zijn stem fascineert me, brengt me in beweging, drijft me soms aan de afgrond, wekt me midden in de nacht (nee, dit is niet metaforisch bedoeld), schept een leegte als hij voor een tijdje niet te horen valt, wekt hoop. Ik wens de lezer toe dat de stem van Gronbach via dit boek dezelfde betekenis krijgt als hij in mijn leven al heeft, domweg doordat ik het geluk heb met Gronbach van doen te hebben.

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Ik heb met Sebastian Gronbach van doen. Ik bedoel, wij werken samen. Ik bedoel ook, dat wij bevriend zijn geraakt. Ik bedoel, dat er in mijn binnenwereld, ook als Gronbach onderweg is en zich niet meldt, een gesprek gaande is tussen hem en mij. De stem van Gronbach behoort tot de stemmen die in mij verinnerlijkt zijn; hij zegt dus ook dingen tegen mij, waar hij geen weet van heeft. Ik ben er zeker van dat de in mij verinnerlijkte Gronbach alles te maken heeft met de Gronbach die onderweg is, artikelen schrijft, een blogsite verzorgd, lezingen houdt en nu dus een boek publiceert. Ik beweer echter niet precies te weten hoe die beide Gronbachs, de innerlijk in mij onzichtbare maar hoorbare en de uiterlijk eveneens onzichtbare maar hoorbare Gronbach, met elkaar te maken hebben.

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Hoe klinkt in mijn oren de stem van Gronbach? Een paar aspecten vallen mij altijd maar weer op. 1. Gronbach vertrouwt statements. 2. Gronbach houdt van “Ereignisse” (in de zin van Heidegger). 3. Gronbach wenst afscheid te nemen van de befaamde jaren zestig en zeventig van de vorige eeuw. 4. Gronbach wil antroposoof zijn. 5. Gronbach gelooft in het nemen van besluiten. 6. Gronbach is in hoge mate geinteresseerd in de uitwerkingen van zijn handelen.

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Statements. Ook dit boek is vol van statements, dat wil zeggen: quotable soundbites, one-liners... Zij vatten niet alleen bondig samen, zoals goede koppen boven artikelen plegen te doen, maar werken als breekijzers. Sebastian Gronbach is tenslotte een uitstekende journalist, hetgeen betekent dat hij niet alleen van “events” spreekt, maar zijn teksten zelf tot een “event” wil maken. Met zijn statements wil hij de wereld wil verbeteren, zeker, maar in hoofdzaak door de wakkerheid in zichzelf en in de lezers te versterken. Een wakkere wereld is volgens Gronbach een betere wereld.

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Ereignisse. Aan een Ereignis heb je deel. Een Ereignis is een raadsel dat bevraagd moet worden om als Ereignis betekenis te krijgen. Een Ereignis dat niet wordt bevraagd, blijft een triviale gebeurtenis. Pas als een Ereignis wordt bevraagd, wordt het tot waterscheiding: het scheidt de geschiedenis in twee delen, een deel ervóór en een deel erná. In zijn schrijven stelt Gronbach de vraag die Foucault naar aanleiding van de tekst van Kant stelt: “Was geschieht heute? Was geschieht jetzt? Und was ist dieses Jetzt, innerhalb dessen wir die einen und die anderen sind und das den Zeitpunkt bestimmt, an dem ich schreibe?“

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Afscheid jaren zestig. Ik neem aan dat dit punt mij bijzonder opvalt, doordat ik een “zestiger” ben, jaargang 1950, politiek en cultureel wakker geworden gedurende de fameuze hink-stap-sprong van 1966, 1967 en 1968. Sebastian Gronbach, jaargang 1969, ziet overal om zich heen de schaduwzijden van de jaren zestig. Die betreffen een breed palet, zoals de rol van de staat, de rollen tussen mannen en vrouwen, de politieke en sociale “correctheid” ten opzichte van “anders denkenden”, en de bijvoorbaat relativerende bescheidenheid van het eigen standpunt. In zijn ogen is de missie van de jaren zestig voorbij.

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Antroposoof willen zijn. Sebastian Gronbach is opgegroeid in een antroposofisch gezin. Hij bezocht de Waldorfschule in Köln, studeerde sociale geografie, maar werd direct na zijn studie redacteur van het antroposofische tijdschrift Info3. Wie zijn journalistieke bijdragen kent, weet dat zijn blikrichting en houding op gespannen voet staat met normen en waarden die in de antroposofische beweging gelden. Zo schrijft hij liefdevol over hoeren, hamburgers van Mcdonalds en Bild-Zeitung. Kenmerkend voor zijn blikrichting en houding is echter dat hij zijn verhouding tot de antroposofie nadrukkelijk niet wenst te problematiseren. Hij zegt bijvoorbeeld nooit dat hij op weg is antroposoof te worden, (want ja, is dat niet een hoog doel? En moet je dan niet eerst heel veel gemediteerd hebben?), maar altijd dat hij antroposoof is, ohne ja und abers. Dat Gronbach antroposoof is, berust op een besluit.

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Uitwerkingen van zijn handelen. Zijn lezers en toehoorders zijn soms geërgerd door het feit dat Gronbach ook over Gronbach spreekt of schrijft. Gronbach is een belangrijk thema voor Gronbach. In mijn ogen speelt op dit punt een vleug narcisme mee, maar waarom ook niet? Belangrijker echter lijkt mij te zijn dat hij zijn persoon niet allen van binnen naar buiten begrijpt (een typische eenzijdigheid van de jaren zestig), maar vooral ook omgekeerd van buiten naar binnen. Sebastian Gronbach stiliseert zijn persoon, zijn uiterlijk, zijn optreden en kijkt daarbij voortdurend in de spiegel van zijn omgeving. Hij verstaat daarbij de kunst vrijmoedig over de schaduwzijden van zijn werkingen te spreken, maar brengt daardoor ook zijn lezers en toehoorders in verlegenheid. Want hebben wij niet geleerd over schaduwen te zwijgen?

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Dit boek is stand-up antroposofie. De stem die hier klinkt, is die van de antroposoof die in het hier en nu iets wil bewerkstelligen. De rechtvaardiging van de inhoud en de vorm van dit boek ligt niet in ideologische of levensbeschouwelijke overwegingen, maar in het opstaan in het heden en in het bestemmen van wat het heden uitmaakt.

Jelle van der Meulen, Köln, zomer 2007



[i] Zie: Michel Foucault, Schriften in vier Bände. Dits en Ecrits, Band 4, Suhrkamp Verlag 2005, pagina 839